Freitag, 26. Dezember 2014

9. Nakam - Demo Tape


Heute machen wir mal die verschiedenen physischen Tonträger voll. Zumindest die drei großen. Nach Vinyl und CD heute an der Reihe: das Tape. Ihr wisst schon, das ist das Ding zu dem der Bleistift passt, der immer wieder als Gegenstück zu der Kassette in Posts sozialer Netzwerke auftaucht und sich dann alle darüber amüsieren, dass sie noch wissen, wie die beiden Gegenstände - also Tape und Bleistift - zueinander passen. Eigentlich sagt das ja nur, dass diejenigen, die das noch wissen, also schon echt alt sind. Mindest über 30. Mich eingeschlossen. Also nichts als Vergangenheit und Erinnerung. Aber, immerhin ist es meine Vergangenheit, zumindest ein kleiner Teil. So damals als illegaler Raubkopierer. Einfach mal geschwind die neue Guns 'n' Roses überspielt, ohne dafür zu löhnen (Ja, das hat sich damals, Anfang der 90er noch gelohnt!). Aber da wars ja dann auch schon bald vorbei mit dem Tape. nur noch CD, oder eben Vinyl.
Zeitgleich mit dem Vinyl-Revival gibt es nun auch das Tape-Revival. Wobei man Letzteres meiner Meinung nach, ja überhaupt nicht nachvollziehen kann. Die Dinger sind nicht besonders lange haltbar, man hat schneller Bandsalat als ne Grippe und die Soundqualität lässt mit der Zeit auch zu wünschen übrig (Leiern!). Aber egal. Die Dinger werden immer noch produziert. Bestes Beispiel: das hier nun vorliegende Nakam-Tape auf dem Label Yakuzi Tapes. Krux an der Geschichte: Gibt's nur auf Tape. Gut, auch digital. Aber wer will schon digital. Zumindest nicht in diesem Blog. Also, kauft man sich den aggressiven und angespissten und soliden aber wenig spektakulären Punk/Hardcore-Mischmasch eben auf Tape. Fällt natürlich leichter, wenn das gute Stück in einer Verpackung wie dieser steckt. Diesmal ist Grabstein-Optik angesagt. Der Clou an der ganzen Sache: Der "Grabstein" enthält einen Hohlraum, in den ganz genau ein Tape reinpasst. Muss man eben nur aufpassen, wenn man den Stein anhebt, dann rutscht das Tape aus dem Hohlraum raus. Aber sonst: Eine coole Idee das ganze. Und limitiert auch noch. Auf 30 Stück. Gabs bei Spastic Fantastic. Mittlerweile dürfte es aus sein.

Montag, 20. Oktober 2014


8. Action Beat – Where are you? LP

Rostendes Metall als Versinnbildlichung der Dekonstruktion. Dem immerwährenden Zersetzungsprozess hat Sounds of Subterrania mit dieser Veröffentlichung Tribut gezollt. Rundherum, vorne wie hinten, Metall. Perfekt, denn der Noise-Rock der Briten beziehungsweise der Noise-Rock generell ist ja wie gemacht dafür. Mechanisch, metallisch, industriell, aber trotzdem spröde und zerbrechlich irgendwie. Nur den Mut, das so umzusetzen, den muss man erst einmal haben. Und das hat auch Konsequenten. Für den Konsumenten nämlich.  Dessen Auseinandersetzung mit dieser Veröffentlichung  gestaltet sich relativ zeitintensiv. Denn zunächst gilt es, die LP aus der starren Metallverpackung zu fingern. Diese ist im Inneren mit Teppich (hier vielleicht ansatzweise zusehen) ausgekleidet, die Platte sitzt relativ fest. Da braucht es Geduld und starke Finger. Deswegen auch Vorsicht, wenn man die Scheibe wieder in die Hülle zurückverfrachtet beziehungsweise schiebt.  Je  weiter man sie hineinschiebt, desto komplizierter wird, sie herauszubekommen. Immerhin macht es die PVC-Hülle in der sie steckt, etwas einfacher sie zu fassen. Hat man das gute Vinyl dann erst einmal draußen, geht es weiter mit dem Auspacken.  Die LP steckt nicht nur in der Plastik-Hülle, sondern ist auch noch in eine Folie eingeschweißt, die es noch zu öffnen gilt. Schließlich hat man es geschafft. Immerhin beschäftigt man sich so intensiv mit dem Medium. Eine Überdosis Haptik also, die es zwischendurch nötig macht - dank des Rosts -  sich die Hände zu waschen. Aus diesem Grund sollte man den Warnhinweis auf der Langrille nicht ignorieren. Das richtige Lagern sollte man ebenso überdenken. Sandwich-like in zwei Blatt Pappe verpackt steht  die LP bei mir im Regal, sodass andere Platten nicht mit dem Rost beschmutzt werden. Keine Frage, das Ding macht einen Heiden Spaß. Dennoch gibt es einen kleinen Kritikpunkt: Normalerweise liegt den Veröffentlichungen von Sounds of Subterrania ein Downloadcode bei. Hier allerdings nicht (vielleicht habe ich ihn ja auch nur noch nicht gefunden und er steckt innen drin noch fest). Angesichts des aufwendigen Auspackens der LP würde dieser aber besonders Sinn machen. Vielleicht ist das aber auch gerade der Kniff und  ein weiteres Kunst-Element: Damit man sich jedes Mal intensiv mit der Verpackung auseinandersetzt und nicht einfach drüber schludert und das Wesentliche, die fortschreitende Dekonstruktion einfach so übersieht.  Die rostbeschmutzten Hände erinnern einen so zumindest immer dran, dass da ein Sinn dahinter steckt. Das kann der Downloadcode nicht.

An dieser Stelle überlassen wir dann lieber  dem Labelmacher das Wort, um das Konzept zu erklären:

Dekonstruktion war noch nie eine Theorie, welche Sinn definiert, um Anweisungen zu geben. Vielmehr wirkt sie als kritische Aufhebung der hierarchischen Gegensätze, von denen Theorien abhängen, und zeigt die Schwierigkeiten jeder Theorie auf, die Sinn eindeutig definieren möchte: als Intention, als determiniert durch Konventionen, als Erfahrung.“ , soweit die Lehre. Nun zur Praxis. Action Beat - The Noise Band From Bletchley, im Grunde mehr als eine reine Band, ein Kollektiv, was man ebenfalls hört und live natürlich spürt, haben ihr neustes, fünftes Album genau nach der Frage benannt, die sie immer und immer wieder seid 10 Jahren bei der Suche nach Shows zu hören bekommen. Dabei sollte sich ihr, von bis zu vier Gitarren, einem Bassisten und vier Schlagzeugern gespielter, mit ungestümer Inbrunst vorgetragener LoFi-Gitarren-Noise und ihre Show Qualitäten doch bis zum letzten Booker vorgedrungen sein. Getrieben von der puren Lust an der Improvisation lärmen sich die Jungs durch 30 Jahre Noiserock. Genau ihren Ansatz der Dekonstruktion beherrschen sie in Perfektion. In ihrem Sound rückt das unscheinbare, nebensächliche in den Vordergrund und fordert zur Auseinandersetzung mit der eigenen künstlerischen Wahrnehmung. Das Konstrukt des sich ständig änderten Kollektives, welches ihrem Bandsein zugrunde liegt, führt somit auch zur Selbstdestruktion und Infragestellung des eigenen Schaffens und genau deswegen macht es Spaß, Action Beat zu hören.“

Dienstag, 7. Oktober 2014

7. Beehive & The Barracudas - Cock ready, Picture-LP

So, nach längerer Zeit, habe ich mich mal wieder aufgerafft. Mal hat die Motivation gefehlt, mal zu fertig von der Arbeit, mal kränklich, mal hat der Computer genervt. Es gibt viele Ausreden. Im Kern war es dann aber vielleicht doch der nächste Tonträger, der mir Kopfzerbrechen gemacht hat. Schließlich muss man die richtigen Worte wählen. Wer prüde ist, sollte sich mit der U18-Version zufrieden geben. Der Rest bekommt hier die unzensierte Version.
Die zentrale Frage: Was schreibt man darüber und vor allem: Wieso kauft man sich denn so was? Nunja, die Band hat ja schließlich noch andere Platten rausgebracht. Speziell "Plastic soul" hat mich damals mit dem souligen Garage-Rock umgehauen, sodass ich nicht lange gezögert habe, als diese schicke Picture-LP bei eBay aufgetaucht ist. Für nen 10er kann man auch nicht meckern. Gleichzeitig hatte ich das Cover nicht gesehen. Dementsprechend war ich dann auch ziemlich überrascht. Allerdings muss man zugeben, dass das Cover ja auch was hat. Der Bush inmitten dieser Collage. Das ist ne Aussage der damaligen Zeit (2004), in der Green Days "American Idiot" hohe Wellen schlug und Fat Wreck die Rock Against Bush-Sampler am Start hatte. Das Cover-Artwork findet sich dann auch in den Liedtiteln wieder. "Sexbeat" und "Hitlers Cock" sagen viel. "You stupid asshole" wird auf der zweiten Seite aufgegriffen mit dem nackten Hinterteil. Trotz aller Schmuddeligkeit: Musikalisch super.
Eine negative Erfahrung musste ich mit diesem Teil aber dann doch machen. Beziehungsweise ich hatte eine Erkenntnis: Picture-LPs sind einfach scheiße zum Anhören. Optisch machen sie was her, die Qualität lässt dann aber doch schnell nach.Es knackt und knarzt relativ schnell unangenehm. So habe ich mir seitdem kaum mehr ne Picture gekauft. Sorry, aber da geht Musik immer noch vor Design. Ein wenig ärgerlich ist es schon. Zumal wenn es keine andere, "normale" Version gibt. Schade, gerade in diesem Fall hier, wenn die Musik einen mehr anspricht als das Artwork. Denn an die Wand - wie vielleicht andere Pictures, die wenigstens noch einen Deko-Zweck erfüllen - würde ich das Ding mir hier nicht hängen, auch wenn es definitiv etwas Besonderes in meiner Sammlung ist.


Dienstag, 15. Juli 2014

6. V/A - Hell Comes Home Volume 1 12-Split-7“

So, zurück aus der WM-Pause. Und nein, es hat nichts zu sagen, dass ich am Tag der Rückkehr der Weltmeister nach Hause mit einem 12er-Pack 7“ aufwarte, das den Titel „Hell comes Home“ trägt. Nein, nein. Mich hats ja auch gefreut. Also der Titel. Allerdings hätte es – bei vielem Guten der WM – auch viel zu hassen gegeben: diese ganze Selfie-Kacke (wer interessiert sich schon für Bilder mit Angela???), mediengeile Spielerfrauen oder eine penetrant nervende, aufmerksamkeitsgeile Rihanna. Aber wen juckts? Naja, sollte man sich wirklich darüber aufregen wollen - was sich wirklich nicht lohnt -, bietet das Teil hier auf jeden Fall die Möglichkeit, sich beim Kopfschütteln abzureagieren. Oder den Nachbarn mit entsprechender Anlage zu übertönen, der die unsägliche Helene Fischer laufen lässt. Erschienen übrigens ist das Teil auf dem irischen Label Hell Comes Home. Auf den einzelnen Tonträgern: jeweils 2 Bands. Das macht 24 Bands, die alle dem Sludge-, Doom- oder Stoner-Metal frönen. In der Regel heißt es: Hart und langsam. Dabei sind solche Bands wie Dead Elephant (wegen diesen vorzüglichen Italienern hab ichs mir gekauft), Thou, The Swan King, Suma und viele mehr. Wem es nichts sagt: Da kann man reinhören. Man möge mir verzeihen, dass ich dieses Mal keine eigenen Bilder benutze, sondern die von der bancamp-page des Labels benutze. Aber die Box ist an sich sehr gewöhnlich, mit diesem unspektakulären Cover. Weshalb hat es dann aber einen Platz in diesem Blog verdient? Antwort: der einzelnen Cover der 7“ wegen. Der Künstler bzw. Grafiker Kuba Sokólski erschafft hier eine sensationelle Serie an Urgetieren. Brehms Tierleben trifft auf H.R. Giger. Gut, ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber wie gesagt: Sensationell.

Überzeugt euch selbst:

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Natürlich ist das Geschmacksache, aber ich - natürlich - liebe es.
Die Reihenfolge entspricht übrigens nicht den Katalognummern (glaube ich zumindest).
Irgendwann kaufe ich mir mal 12 Bilderrahmen und hänge mir die alle auf. Ein Fest für die Augen.


Wer mehr von Kuba Sokólski sehen will, wird hier bedient: http://www.kubasokolski.com/

Donnerstag, 19. Juni 2014

5. The Blue Screen Of Death - There are just 16 steps down to hell 10"

Wer von euch unter 20 ist, der wird jetzt ein wenig dumm aus der Wäsche gucken. Wer dagegen über 30 ist, wird dieses Ding da kennen. Die gute alte Diskette (an die Jüngeren: Die hat man damals in den PC gesteckt, als es noch keine USB-Sticks gab). Etwas old-fashioned für 2012, in dem dieses Objekt, von dem dieser Post handelt, das Licht der Welt erblickte. Denn: Im Vergleich zum Vinyl ist die Diskette nämlich wirklich tot. Und zwar mausetot. Kein Wunder, mit einer Speicherkapazität von maximal 3250 KB in der heutigen Zeit ein lächerlicher kleiner Datenträger. Als Verpackung liefert sie allerdings eine vorzügliche Vorlage für diese auf Sounds Of Subterrania erschienene 10" der Göttinger Band The Blue Screen Of Death, die - passender Weise und quasi als Brücke zur damaligen Zeit - dem Nintendo-Core frönen. Auseinander genommen ist das Teil relativ schnell. Einfach nur die Schutzblende aus Metall herunterziehen und die Hülle abheben. Innendrin befindet sich dann noch eingeklebt ein kleines Booklet zum aufklappen mit weiteren Infos und Lyrics zum Album. Kleiner Tipp: Genau aufpassen, wie die Teile wieder zusammengehören. Dann tut man sich leichter beim Zusammensetzen. Gut, bei Ikea hilft das auch nichts, aber eigentlich ist das eigentlich auch alles selbsterklärend. Das Ding dreht auf 45 und es gibt davon auch noch eine Version in weiß, wem das klassische schwarz nicht so liegt. So oder so, in der einen oder anderen Farbe: Ein schickes Teil und ein toller Hingucker ist es mit seinem besonderen und innovativem Design auf jeden Fall.

Freitag, 13. Juni 2014


4. Boy Division – Message in a bottle CD-3"

Eine Sensation in diesem Blog: Es geht in dieser Folge um eine CD! Und nicht um Vinyl! Wahrscheinlich die einzige in diesem Blog. Boy Division haben sich mit Megaphon schrabbelig dem Police-Klassiker „Message in a bottle“ verschrieben. Passend dazu: Als Verpackung gibt es eine Plastik-Flasche. Darin eingeschlossen eine 3“-CD und eine Flaschenpost mit den entsprechenden Infos zur Original-Coverversion von Boy Division und diversen Remixen. Die CD bekommt man übrigens durch einen Schlitz in der Flache raus (Vorsicht: leicht gibt es Kratzer dadurch auf der CD bei der Herausnahme). Vielleicht war dieser mal überklebt ist mit einem durchsichtigen Sticker, der sich der Absolut Vodka-Optik hingibt.Ich weiß nicht mehr, ob ich den Sticker aus praktikablen Gründen einfach mal umjustiert habe. Aber ist auch egal.  Insgesamt ein sehr lustiges Produkt, das ich genau aus diesem Grund erworben habe. Die Musik war quasi egal, das Statement beziehungsweise die Optik war die paar Euro auf jeden Fall wert.  Qualitativ ist mir musikalisch natürlich das Original lieber. Aber das hier hat natürlich einen immensen Charme. Das macht auch was her auf oder im CD-Regal.

Donnerstag, 29. Mai 2014

3. The Muslims - The Muslims LP


Dass der Name für eine Band nicht ganz geschickt gewählt ist, dürfte klar sein. Besonders wenn die Bandmitglieder offensichtlich gar keine Moslems sind. Dass die Band aus San Diego dann auch später ihren Namen in The Soft Pack geändert hat ist nur konsequent, wenn man bedenkt, dass ignorante und rassistische Kommentare - welch Wunder - sie begleiteten. Weshalb die Band aber die Vinyl-Version ihres Erstlings mit Pistolenschüssen durchlöcherten, irritiert dann doch ein wenig. Dabei mag ich auch gar nicht spekulieren, welches Statement wohl dahinter steckt. Ich stieß damals darauf, weil ich mich intensiv mit Bands aus San Diego beschäftigte. Trotzdem überlegte ich mir gut, mir das Teil zuzulegen. Ich entschied mich dafür, da das "Artwork" (soll man es wirklich so bezeichnen?) zwar irritierte, auf der anderen Seite aber auch radikal und einzigartig war. Und in der Hauptsache gefiel mir auch die Musik. Und die sollte ja dann doch schlussendlich immer das letzte Wort haben.